Stresszustände und Erschöpfung sind alltägliche Symptome, mit denen die Patientinnen und Patienten zu uns in die Praxis kommen. Viele nennen auf Anfrage primär andere Beschwerdebilder. Im Laufe der Anamnese kommt man jedoch häufig dahinter, dass Themen rund um das Thema „Erschöpfung“ eine große Rolle spielen.

Unser Körper ist in erster Linie sehr clever und macht nichts ohne Grund. Der Körper kann, wie wir in der Praxis propagieren, auf unterschiedlichen Ebenen ein Problem entwickeln: auf der körperlichen, der psychischen und der biochemischen. Unser System ist immer bestrebt, ein Gleichgewicht zu erzielen, was auch bedeutet, dass die Ebenen sehr gut verschwimmen können. So kann eine psychische Erschöpfung im späten Stadium auffällige Leber-, Nieren- oder Schilddrüsenwerte mit sich bringen, oder aber der chronische Knieschmerz oder der Hautausschlag kann Folge einer andauernden Überlastung auf psychischer Ebene sein.

Unser Körper ist, wie erwähnt, bestrebt, eine Balance herzustellen bzw. aufrecht zu erhalten. Bereits in den Anfängen werden wir immer wieder mit „Traumata“ konfrontiert.  Stress können wir bereits im Mutterleib ausgesetzt sein. Auch ein Kaiserschnitt oder eine Saugglockengeburt beispielsweise bedeuten erste Traumata auf allen drei Ebenen. Bereits in diesen jungen Jahren ist unser Körper das erste Mal gefragt und hilft sich selbst durch kompensatorische Muster. In späteren Jahren sind diese Prozesse immer wieder gefragt: bei einem Sturz vom Pferd, Lernstress während der Masterarbeit, Druck auf der Arbeit und 70-Stunden-Wochen usw. – die Liste ist lang.

Die Ressourcen unseres Körpers sind jedoch erschöpfbar. Muss unser System ständig kompensieren und hat nie die Chance, sich zu regenerieren, kann das berühmte „Fass“ irgendwann „überlaufen“. Dazu kommt manchmal ein soziales Umfeld, welches unser „Nicht-in-der-eigenen-Mitte-bleiben“ nicht auffangen kann.

Unser Körper warnt uns dann mit Signalen wie eben einem „Knieschmerz“, „Herzrasen“ oder „Haarausfall“, was ziemlich zuvorkommend ist. Er könnte ja auch gleich mit einer schlimmeren Erkrankung um die Ecke biegen.

 

Was kann denn nun die Osteopathie bei „Stress und Erschöpfung“ machen?

Es gibt nicht DIE manuelle Technik oder den Knopf, den man drücken kann / muss, und alle Symptome sind wie weggeblasen. Die Osteopathie ist bestrebt, durch verschiedene Arten von „Techniken“ den Organismus so zu unterstützen, dass der Körper sich wieder besser helfen kann. Wir versuchen immer, den Körper ressourcenorientiert zu behandeln. Von daher läuft eine osteopathische Behandlung bei einem Beschwerdebild, bei welchem „Stress und Erschöpfung“ eine Rolle spielen, ab wie immer. Wir behandeln, was wir bei der Untersuchung finden. Man kann aber festhalten, dass sich Befunde häufen. So behandeln wir oft die Anteile des vegetativen Nervensystems, die Nieren mit den Nebennieren, die Schilddrüse, das Herz und die Leber.  Die Anteile des vegetativen Nervensystems liegen im Bereich des Kopfes und der oberen Halswirbelsäule, dem Kreuzbein sowie der Brustwirbelsäule. Es gliedert sich in zwei Anteile – den Sympathikus und den Parasympathikus. Der Sympathikus ist für alle „fight and flight“-Situationen wichtig, der Parasympathikus für alle unwillkürlichen Reaktionen, die in Ruhe stattfinden wie zum Beispiel die Verdauung. Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel sowie Schmerzen im oberen oder unteren Rücken können assoziierte Probleme sein.

Wenn wir ständig „unter Strom“ stehen überwiegt unser Sympathikus. Wir sind also ohne Pause in Alarmbereitschaft. Die Nebennierenrinde muss vermehrt  Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausschütten, was über eine längere Dauer zu einer Erschöpfung der Nebennieren führen kann.

Da über die hormonellen Regelkreise die Schilddrüse eng verbunden ist mit der Nebenniere, kann es bei einer chronischen Belastung auch zu Spannungen im Bereich der Schilddrüse kommen mit Engegefühl im Halsbereich oder sogar mit einer Autoimmunreaktion derselbigen.

Auch die traditionell chinesische Medizin behandelt auf energetischer Eben häufig die Achse Herz-Leber-Niere.

In der antroposophischen Medizin ist die Behandlung der Leber bei Depressionen ein zentraler Behandlungsansatz.

Wichtig ist, dass eine Leber- oder Nierenschwäche in unserer Sprache nicht gleichzusetzen ist mit der der Schulmedizin. Eine Schwäche der genannten Organe kann selten bildgebend bestätigt werden, es sei denn, die Erschöpfung hält sehr lange an, so dass es zu Nieren- oder Gallensteinen kommt. Auch in einem normalen Blutbild, vor allem in einem kleinen, wird eine solche Diagnose oftmals nicht bestätigt, wobei es bei ausgeprägter Erschöpfung dazu kommen kann, dass Leber-, Nieren- und / oder Schilddrüsenwerte erhöht sind.

Beitrag von Liesa Schmidt

 

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